Köln Grün­dungs­ge­schich­ten

Schö­ner spei­sen

Jan Hell­we­ge bringt mit Stylepoint Viel­falt und Ab­wechs­lung auf Hotel-​ und Gastro-​Tische. Sein Ge­schirr hat nicht nur mo­der­ne Far­ben und For­men, son­dern ist auch äu­ßerst lang­le­big.

Bild des Gründers mit Geschirr
© PtJ

„Es­sen­ge­hen sieht im Grun­de immer gleich aus: Fleisch, Bei­la­ge, Salat. Der Un­ter­schied zwi­schen den Läden liegt zu 70 Pro­zent in der Prä­sen­ta­ti­on“, sagt Jan Hell­we­ge. Und für diese 70 Pro­zent ist er zu­stän­dig: Mit sei­nem Start-​up Stylepoint will er mit au­ßer­ge­wöhn­lich ge­stal­te­tem Ge­schirr Ab­wechs­lung in den wei­ßen Ein­heits­brei auf deut­schen Gastro-​Tischen brin­gen. Wir haben den Grün­der ge­trof­fen und über Kan­ten­schlag­fes­tig­keit und kon­ser­va­ti­ve Tisch­bil­der ge­spro­chen.

Wie sieht es in Re­stau­rants in Deutsch­land auf den Ti­schen aus?

Das sind lange immer die glei­chen Tisch­bil­der ge­we­sen: Wei­ßes Por­zel­lan, alles sehr lang­wei­lig, nichts Mo­der­nes. Die deut­schen Re­stau­rant­be­su­cher und -​betreiber waren da recht kon­ser­va­tiv, und auch eine „Geiz ist geil“-​Mentalität hat sich beim Es­sen­ge­hen nie­der­ge­schla­gen: Haupt­sa­che, das Schnit­zel ist groß. Ob das jetzt schön an­ge­rich­tet ist, war egal. Das än­dert sich lang­sam: Food-​Konzepte wer­den für Re­stau­rant­be­trei­ber in­ter­es­sant, um sich damit von Wett­be­wer­bern ab­zu­gren­zen. Und In­sta­gram, Pin­te­rest, Face­book wer­den immer wich­ti­ger. Die Gäste fo­to­gra­fie­ren ihr Essen, sie tei­len die Fotos, und dann kom­men zu den Gas­tro­no­men an­de­re, die zei­gen auf ihr Handy und sagen, die­ses oder jenes Ge­richt haben sie on­line ge­se­hen, das wol­len sie jetzt auch haben. Und das sind meis­tens Ge­rich­te, die schön aus­se­hen und an­ders prä­sen­tiert sind als der „Main­stream“.

Wenn du selbst essen gehst: ach­test du dar­auf, auf wel­chen Tel­lern die Ge­rich­te lie­gen? Wie das Essen prä­sen­tiert wird?

Ja, jedes Mal. Ich muss immer unter den Tel­ler schau­en und her­aus­fin­den, wo der her­kommt. Es stört mich auch, wenn dann etwas nicht in Ord­nung ist, die Tel­ler an­ge­schla­gen sind, und so wei­ter. Da frage ich mich immer: Was ist den Gas­tro­no­men wich­tig? In was wird in­ves­tiert? Und wenn der Tel­ler schon nicht in Ord­nung ist …

Wie über­zeugst du die Gas­tro­no­men von dir?

Das ist eine Mi­schung: Wir haben ein De­sign, das kein an­de­rer hat. Also an­de­re Un­ter­neh­men haben manch­mal auch schö­ne Sa­chen, aber je nach­dem, was da wie zu­sam­men­ge­mischt wurde, hält nur die Gla­sur den Tel­ler zu­sam­men. Un­se­re Sa­chen sind wirk­lich für Ho­tel­le­rie und Gas­tro­no­mie ge­macht und teil­wei­se auch extra nach deren in­di­vi­du­el­len Wün­schen ent­wi­ckelt. Au­ßer­dem ist unser Por­zel­lan sehr heiß ge­brannt, teil­wei­se noch nach alten Por­zel­lan­re­zep­ten her­ge­stellt, und da­durch sehr sta­bil. Das führe ich manch­mal auch vor, wenn ich vor Ort bei einem Gas­tro­no­men bin: Ich schla­ge zwei mei­ner Tel­ler ge­gen­ein­an­der, und dann sehen die: Da geht nichts ka­putt, da platzt nichts ab an den Kan­ten. Kan­ten­schlag­fes­tig­keit heißt das. Und dann sage ich: Jetzt gib mir mal einen von dei­nen Tel­lern, und dann schau­en wir, was pas­siert!

Was ist dein Ziel mit Stylepoint?

Lang­fris­tig möch­te ich in Deutsch­land der Markt­füh­rer für sty­li­sche Prä­sen­ta­ti­ons­ar­ti­kel für Ho­tel­le­rie und Gas­tro­no­mie sein, und dann auch im kom­plet­ten deutsch­spra­chi­gen Raum – also auch Ös­ter­reich und der Schweiz. Das ist eine sehr in­ter­es­san­te Re­gi­on, weil sie sehr gas­tro­no­mielas­tig und auch sehr fi­nanz­stark ist, aber den in­ter­na­tio­na­len Trends immer ein biss­chen hin­ter­her­hinkt. Als Stand­ort ist Nordrhein-​Westfalen per­fekt – für mich ist es ja wich­tig, da zu sein, wo die Kun­den sind, und eine hohe Gas­tro­no­mie­dich­te und ge­ho­be­ne Gas­tro­no­mie ist ja meist in Städ­ten wie Köln, Düs­sel­dorf, usw. zu fin­den. Und es gibt hier in der Um­ge­bung ein­fach ganz viele Städ­te, ganz viele Men­schen, ganz viel Po­ten­zi­al.

Und wie bist du auf die Idee ge­kom­men, zu grün­den?

 Ich bin in einem Einzel-​ und Fach­groß­han­del für Gas­tro­no­mie und Kü­chen­aus­stat­tung auf­ge­wach­sen. Schon als Kind habe ich im Ge­schäft mei­ner Mut­ter mit­ge­ar­bei­tet und war auch oft mit ihr auf Mes­sen – da habe ich von der Pike auf sehr viel zu Ma­te­ri­al ge­lernt und so eine ge­wis­se Liebe zu dem Ge­schäfts­feld ent­wi­ckelt. Als Teen­ager woll­te ich na­tür­lich damit über­haupt nichts mehr zu tun haben und habe erst­mal in einer IT-​Firma ge­ar­bei­tet. Bis mir ir­gend­wann klar wurde: Ei­gent­lich will ich sowas gar nicht mehr ma­chen. Lie­ber was Hand­fes­tes. Dann habe ich zu­erst einen Fach­groß­han­del auf­ge­zo­gen, um Schu­len, Kitas, Re­stau­rants und Ho­tels mit Ge­schirr aus­zu­stat­ten, aber da hat mir der sty­li­sche, in­no­va­ti­ve An­satz ge­fehlt. Ich kann auch „Main­stream“. Aber meine Liebe sind die bun­ten Sa­chen, die schö­nen Sa­chen, die ein­fach ein biss­chen an­ders sind. Und damit ein tra­di­tio­nel­les Ge­schäft an­ders auf­zu­zie­hen – das hat mich ab­so­lut ge­reizt. Es muss nicht immer eine App sein!

Wie hilft dir das Grün­der­sti­pen­di­um dabei?

Das Grün­der­sti­pen­di­um ist in mei­nem gan­zen Plan ein sehr wich­ti­ger Be­stand­teil, weil es mich pri­vat ab­si­chert. Ge­ra­de jetzt, wo ich Vater ge­wor­den bin, ist es schon sehr gut zu wis­sen, dass die Miete und ein paar Win­deln be­zahlt sind. Und ich konn­te eine Ver­triebs­mit­ar­bei­te­rin ein­stel­len – das hätte ich ohne diese Ab­si­che­rung nicht ge­macht. Was jetzt noch fehlt, ist ein Show­room, in dem man die Ar­ti­kel or­dent­lich prä­sen­tiert, in den man die Gas­tro­no­men und Han­dels­part­ner ein­la­den kann, damit sie sich selbst ein Bild ma­chen kön­nen. Das ist das nächs­te Ziel.

Wel­chen Tipp wür­dest du an­de­ren Grün­de­rIn­nen geben?

Durch­hal­ten! Man muss durch­hal­ten. Und wenn man sich nicht selbst mo­ti­vie­ren kann, dann muss man es las­sen. Oder wenn man zu viel Angst hat. Das ist der Punkt, an dem das Grün­der­sti­pen­di­um ins Spiel kommt: Es ver­hin­dert, dass Grün­der Angst haben, dass sie ihre Miete nicht zah­len kön­nen und dann auf ein­mal zwan­zig Ne­ben­jobs ma­chen und sich nicht mehr auf das Haupt­pro­jekt kon­zen­trie­ren kön­nen.

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2017 ge­grün­det
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